Carsharing ist innovativ, einfach, umweltfreundlich und kostengünstig behaupten die Befürworter. Die Widersacher bezeichnen Carsharing als unsicher, unpraktisch und sehen darin keinen ernsthaften Ersatz für das eigene Auto. Doch was denkt der Otto Normalverbraucher, der einfach Manne bzw. die einfach Frau übers Carsharing? Erfahrt hier die fünf größten Vorurteile über das Carsharing.
Vorurteile, jeder Mensch kennt sie und jeder Mensch hat sie. Auch das Carsharing bleibt nicht verschont von Vorurteilen, dass musste ich gestern (mal wieder) erfahren, als ich mit dem Gemeinschaftsauto unterwegs war. Zunächst waren Freunde und Familie erstaunt über meinen neuen 1er BMW und gratulierten mir zu diesem schicken Auto, Als sie dann aber das Wort Carsharing hörten waren die Fragezeichen in Ihrer Gesichtern unübersehbar. Wir haben ja bereits über die aktuelle Verbraucher-Studie der Aachener Münchner Versicherung berichtet, bei der rd. 30% der Befragten angaben zu wenig über das Carsharing zu wissen. Nach den gestern geführten Gesprächen frage ich mich ernsthaft ob es nur 30% sind. Ich möchte Euch daher nur zu gerne Teil haben lassen, an den Vorurteilen die mir zum Thema Carsharing begegnen sind.
Vorurteil Nr. 1: Carsharing ist doch kaum irgendwo verfügbar
Ein sehr beliebtes Vorurteil, welches auch gestern thematisiert wurde, ist die Behauptung, dass das Carsharing-Angebot nicht überall verfügbar sei. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass viele Anbieter sich zunächst auf die Ballungsgebiete bzw. Großstädte konzentrieren, vor allem die Automobilhersteller mit Ihren Angeboten car2go und/oder DriveNow. Doch was die Meisten nicht wissen ist, dass es zahlreiche regionale, ja teilweise sogar lokale, Anbieter gibt. Jene die es sich zur Aufgabe gemacht haben das gemeinschaftliche Auto teilen in Ihrer Umgebung zu unterstützen. Und auch hier haben sich mittlerweile größere Namen hervorgetan, z.B. Carsharing-Verbände wie Stadtmobil oder cambio Carsharing. Nur weil es nicht einen Marktführer in Deutschland gibt, der omnipräsent ist, heißt dies noch lange nicht das es kein Angebot gibt.
Allein wir haben 14 Anbieter in unserem Vergleich vorgestellt und dies ist sicherlich keine allumfassende Auflistung aller Anbieter. Fairerweise sollte man dennoch erwähnen, dass es sich beim Carsharing um ein Wachstumsgeschäft handelt, welches bei weitem noch nicht seine Sättigung-Stufe erreicht hat. Darüber hinaus gibt es neue Trends wie z.B. das private Carsharing, welches dort ist, wo die Nutzer sind.
Vorurteil Nr. 2: Carsharing ist viel zu kompliziert
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, mit Veränderungen oder Umstellungen tut er sich schwer, vor allem wenn das eigene Auto dabei eine tragende Rolle spielt. Viele Autofahrer haben schlichtweg nicht die Lust dazu Ihr Fahrverhalten zu ändern, auch wenn es so einfach ist und bares Geld spart!
Die Anmeldung bei einem Carsharing-Anbieter geht in der Regel online und dauert keine zehn Minuten, auch die persönliche Legitimation (wenn diese überhaupt notwendig ist) beansprucht kaum mehr als eine Stunde. Der Mietvorgang, sprich das Ausleihen und die Rückgabe eines Fahrzeugs, ist reine Übungssache und ist nach 2-3 Mieten pure Routine. Im Grunde genommen sind es drei einfache Schritte: 1. Auto buchen, 2. hinlaufen/losfahren 3. zurückstellen. Selbst die „komplizierten“ Details wie das Auto öffnen (per Chip), der Kontrollrundgang vor Fahrtbeginn oder das Eintragen ins Fahrtenbuch sollte jeder Mensch beherrschen, der in der Lage ist ein Auto zu fahren.
Vorurteil Nr. 3: Carsharing beraubt mich meiner Freiheit
Ein eigenes Fahrzeug verbinden viele mit Freiheit, einsteigen und losfahren, wann man will und wohin man will. Dieses Argument kann und wollen wir nicht wiederlegen. Aber auch mit dem Carsharing wird man seiner Freiheit nicht beraubt. Beim Free Floating Carsharing kann man sich ganz spontan ein Auto mieten ohne sich im Vorfeld konkret festlegen zu müssen. Aber auch das stationsbasierte Carsharing ist flexibel, in der Regel lassen sich dort die Autos 15 Minuten vor Fahrtbeginn reservieren. Und je nach Angebot vor Ort stehen einem ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung. Natürlich ist es nach wie vor eine Miete, d.h. Ihr habt auch in der Regel einen festen Rückgabe-Zeitpunkt (nicht beim Free Floating), aber auch dieser lässt sich z.B. durch nur einen Anruf verlängern.
Selbst Auslandsfahrten während des Urlaubs oder längere Mieten sind beim Carsharing problemlos möglich.
Vorurteil Nr. 4: Carsharing ist nicht sicher
Dies ist mein liebstes Vorurteil, erst kürzlich hat der Bundesverband der Autovermieter das private Carsharing mit diesem Punkt kritisiert. Safety first, auch beim Carsharing gilt dieses Motto. Beim gewerblichen Angebot handelt es sich in der Regel um Leasing-Fahrzeuge die regelmäßig gewartet werden und nach einer bestimmten Zeit/Laufleistung durch neue ersetzt werden.
Aber auch beim privaten Carsharing handelt es sich keineswegs um Schrottkisten bzw. irgendwelche Rostlauben, die nochmals vergoldet werden. Auch hier gibt es Voraussetzungen unter denen ein Auto vermietet werden kann, diese werden durch die Versicherung vorgegeben und liegen damit nicht im Ermessen des Vermieters oder Plattform-Betreibers. Darüber hinaus sollte man nie vergessen, dass ein Fahrzeug welches im privaten Carsharing angeboten wird weiterhin vom Fahrzeugbesitzer genutzt wird. Es ist damit in der Regel tagtäglich im Einsatz und wird nicht sicherer bzw. unsicherer weil es parallel auf einer Carsharing-Plattform Dritten angeboten wird.
Vorurteil Nr. 5: Carsharing ist teuer und im Schadensfall werde ich zur Kasse gebeten
Die Frage ob Carsharing günstiger oder teurer ist als das eigene Fahrzeug kann nicht generell beantwortet werden, denn hierbei müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Wir haben zu diesem Thema aber bereits den einen oder anderen Artikel veröffentlicht und anhand von konkreten Rechenbeispielen gezeigt, dass Carsharing für Wenigfahrer (bis zu 10.000 Jahreskilometer) günstiger ist als das eigene Auto.
Auch das Vorurteil, dass man als Carsharer im Schadensfall selbst zur Kasse gebeten wird bzw. die eigene (Haftpflicht)Versicherung benötigt wird ist so nicht korrekt. Grundsätzlich sind alle Mieten beim Carsharing versichert und dies nicht durch die eigene Versicherung, sondern durch eine Zusatzversicherung die der Anbieter zur Verfügung stellt und man durch das Entgelt bezahlt. Dennoch muss man diesen Punkt differenzieren, im Schadensfall und je nach Verschulden muss man als Carsharing-Nutzer ggf. eine Selbstbeteiligung zahlen, diese gibt es aber genauso bei der eigenen Fahrzeugversicherung. Wie hoch diese ist hängt vom Anbieter bzw. dem eigenen Tarif ab, in der Regel lässt sich diese aber (gegen eine jährliche Einmalzahlung) auch reduzieren. Mehr zum Thema Versicherung beim Carsharing findet Ihr hier in einem separaten Beitrag.
Habt Ihr noch weitere Vorurteile über Carsharing gehört? Dann schreibt es unten in die Kommentare, vielleicht bekommen wir eine Top 10 zusammen 😉
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