Das Automotive Institute for Management an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht hat gestern die Ergebnisse einer Befragung von über 1.200 Carsharing-Nutzern in Deutschland und deren Einstellung und Nutzungsverhalten veröffentlicht. Dabei wurden insbesondere Unterschiede zwischem dem stationsbasierten und -unbahängigen Carsharing festgestellt. Interessant ist auch die Feststellung, das Free Floating-Angebote dem Carsharing in Deutschland zum Durchbruch verhelfen.
Bereits zum dritten Mal wurde das sog. AIM Carsharing Barometer vom Automotive Institute for Management an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht erstellt. Die Studie liefert erstmalig umfassende Erkenntnisse zu den Einstellungen und zum Nutzungsverhalten deutscher Carsharing-Kunden. Über 1.200 Teilnehmer/Carshrer wurden dabei anbieterübergreifend befragt. In der umfangreichen repräsentativen Befragung wurde auch die Einstellung und Wahrnehmung in Bezug auf verschiedene Anbieter untersucht.
Die gestern veröffentlichen Ergebnisse bestätigen im Grunde das, was sich derzeit auf dem deutschen Carsharing-Markt zuträgt. Der Kundenstamm in 2012 und den ersten vier Monaten des Jahres 2013 ist überproportional gewachsen ist und auch für die Zukunft besteht weiterhin ein sehr deutliches Wachstumspotenzial in Deutschland – sowohl für stationsbasierte als auch für Free Floating-Anbieter. Hier die Ergebnisse in der Zusammenfassung:
- Hohe Nutzungsintensität sowie extrem hohes Anmeldeaufkommen in 2012 und den ersten vier Monaten des Jahres 2013 weisen auf Durchbruch vor allem bei den von den deutschen Automobilherstellern initiierten neuen Free Floating-Angeboten hin
- Stationsbasiertes Carsharing wird von Kunden als wertvoller und deutlich preiswerter wahrgenommen
- Carsharing wird von Free Floating-Kunden als wesentlich cooler wahrgenommen
- Zunehmender Wettbewerb um Kunden: knapp 30 Prozent der Carsharing-Kunden nutzen insgesamt mehr als einen Carsharing-Anbieter
- Alternative zum eigenen Auto: Free Floating-Angebote führen deutlich seltener zur Bestandsreduzierung bei Kunden
Die Ergebnisse des AIM Carsharing Barometer bestätigen zudem, dass niedrige Preise und eine einfache Nutzung als wesentliche Nutzungsmotive gelten, der Lifestyle-Aspekt jedoch ebenfalls relevant ist. Darüber hinaus zeigt der Vergleich von Kunden stationsbasierter Anbieter mit Nutzern von Free Floating-Angeboten deutscher Automobilhersteller, dass beide Anbieter-Konzepte trotz unterschiedlicher Zielgruppen und unterschiedlichem Nutzungsverhalten vergleichbare Zufriedenheits- und Loyalitätswerte erzielen.
In 2013 herrscht ein extrem hohes Anmeldeaufkommen
Während der Carsharing-Markt in Beutschland bis vor wenigen Jahren durch eine eher geringe Wettbewerbsintensität gekennzeichnet war, ist nicht zuletzt aufgrund des Markteinstiegs der großen Automobilhersteller mit Ihren Free Floating-Angeboten der Wettbewerb deutlich gestiegen. Prof. Dr. Tobias Schäfers vom AIM, einer der Studienleiter, äußerte sich wie folgt dazu:
Der Carsharing-Markt ist mehr denn je von einem überproportionalen Wachstum geprägt. Das bestätigen sowohl die Analyse des Anmeldeaufkommens im Rahmen der dritten Auflage des Carsharing-Barometers als auch eine vom AIM durchgeführte geografische Analyse der Verteilung von Carsharing-Anbietern in Deutschland. Der Markt ist momentan sehr dynamisch; gerade angesichts des Expansionskurses vieler Anbieter ist bis zum Jahresende mit einem erheblichen Wachstum zu rechnen
Während es vor zwei Jahren in den meisten deutschen Städten nur ein bis zwei Carsharing-Angebieter gab, können viele Carsharing-Kunden heute bereits aus zwei bis vier unterschiedlichen Angeboten wählen. Entsprechend zeigt ein weiteres Ergebnis des aktuellen Carsharing-Barometers, dass knapp 30 Prozent der befragten Carsharing-Kunden mehr als einen Anbieter nutzen, wobei insbesondere Flinkster, DriveNow und car2go beliebte zusätzliche Anbieter zum präferierten Erstanbieter sind.
Unterschiede beim Free Floating und stationsbasierten-Carsharing
Eine weitere Erkenntnis der Studie und zugleich frohe Botschaft für die Anbieter ist die Tatsache, dass Casharing vorrangig von einer jungen Zielgruppe genutzt wird. So ist jeder zweite befragte Carsharing-Kunde zwischen 17 und 39 Jahre alt, wobei Free Floating-Anbieter ein nochmal deutlich jüngeres Klientel bedienen. Hier ist jeder zweite Kunde jünger als 30 Jahre. Zudem wird stationsbasiertes Carsharing als wertvoller und deutlich preiswerter wahrgenommen, jedoch nehmen Free Floating-Kunden ihr Angebot als sehr viel cooler wahr. Mittlerweile gilt Carsharing als echte Alternative für die individuelle Mobilität. Rund 23,5 Prozent der Nutzer (zumeist von stationsbasierten Anbietern) haben in der Vergangenheit bereits die Anzahl der im Haushalt vorhandenen Autos reduziert. Dr. Kristina Wittkowski, Mitautorin der Studie und Expertin für Access-Based Services an der EBS Business School kommentiert die Kunden-Wahrnehmung bzw. Einstellung wie folgt:
Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass der Weg der Automobilhersteller, hochwertige und gleichzeitig hochflexible Carsharing-Angebote mit interessanten Fahrzeugen anzubieten, der richtige ist, und deutlich zurLoyalität beiträgt. Junge Kundengruppen werden früh an die Marken herangeführt, eine hohe Identifikation erreicht, und der Verzicht auf das eigene Auto steht weitaus weniger im Vordergrund als bei den traditionellen, stationsbasierten Anbietern. Carsharing 2.0 ist ein Erfolgskonzept, das noch ein großes Wachstumspotenzial hat
Interessant ist auch die Priorisierung der Kunden in Ihrem Nutzungsverhalten. Das ursprüngliche Nutzungsmotiv des Carsharing, eine geringe Umweltbelastung, kommt erst an dritter Position für die Carsharing-Nutzung bei den befragten Kunden. Gegenüber allen abgefragten Motiven wurden mit deutlichem Vorsprung niedrige Preise, gefolgt von einfacher Nutzung als die wichtigsten Motive genannt. Beim Vergleich der Nutzungsmotive zwischen Nutzern stationsbasierter Anbieter und Free Floating-Kunden wird deutlich, dass Carsharer bei Free Floating-Anbietern eine abwechslungsreiche Auswahl an Fahrzeugen stärker vorziehen als Kunden stationsbasierter Anbieter. Dafür ist das Nutzungsmotiv der geringen Umweltbelastung für Nutzer von stationsbasierten Anbietern wichtiger als für die der Herstellerangebote.
Alle weiteren Informationen zum AIm Carsharing-Barometer 2013 findet Ihr online unter www.aim-ebs.de.
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